Drucküberschneidung

Diskussionen rund um's Thema...
Corbillards
Club-Mitglied
Beiträge: 210
Registriert: Di 31. Jul 2007, 20:06

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Corbillards »

Hallo Pit,
ich hoffe, dass Du die Einstelllehre beim Einbau Deiner Lenkung auch benutzt hast, und Du mit der Neujustierung Deiner Lenkventile zufrieden bist. Obwohl ich die Drucküberschneidung, auf dem Prüfstand (siehe Foto) an Deiner Lenkung ganz sicher auf 65Bar eingestellt habe.
20230423_154620 (FILEminimizer).jpg
Zitat M. Ferchaud:
>Die Drucküberschneidung dürfte mit der Einbaulage nichts zu tun haben…<

Das ist so nicht richtig! Eine falsch ausgerichtete Lenkung, wirkt beim Lenken
unkontrolliert auf die Lenkventile ein. Und dann hat man beim Lenken in einigen Lenkradstellungen Hartpunkte, das bedeutet, es werden beide Ventile auf einmal
betätigt. und das macht eine entspannte Fahrt unmöglich. Jetzt kann man
natürlich die Lenkventile so einstellen, bis dieser Effekt verschwunden ist.
Das kann ich jederzeit auf meinem Prüfstand so provozieren!
Darum kann ich nur raten: Beim Einbau einer ID/DS Lenkung, immer die
Einstelllehre 1955-T zu benutzen, und bei eventuell auftretenden Fehlfunktionen
lieber noch einmal die Einbaulage zu kontrollieren.

Ich wünsch Euch allen immer zwei Fingerbreit LHM / LHS im Behälter.

Gruß Georg
Mach es fertig, bevor es dich fertig macht!
Pit
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 17. Jan 2003, 18:39

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Pit »

Hallo Georg,
ich werde die Einstellung sicher noch einmal überprüfen, obwohl ich jetzt zufrieden bin. Dein Prüfstand ist beeindruckend. Ich würde gerne damit "spielen". Ich verstehe noch nicht, wie man die Auswirkung einer Schrägstellung durch eine andere Ventileinstellung ausgleichen kann.
Lenkungsventile.jpg
Wenn man sich in dem Bild vorstellt, dass die Lenksäule gegenüber der Lenkung rechts nach oben abgewinkelt ist, werden die Kolben in der gezeichneten Stellung weniger weit eingedrückt. Ich nehme dabei an, dass der Drehpunkt der Säule zwischen Ventilen und Splint liegt.
Wird die Lenkung nun um 180° gedreht, so dass die Ventile oben stehen, werden die Kolben weiter eingedrückt.
Das bedeutet, dass die Lenkung je nach Stellung unterschiedlich reagieren wird. Der Wert des Überschneidungsdruckes wird also während einer Umdrehung des Lenkrades um den richtig eingestellten Wert schwanken. Es können Hart- und Weichpunkte entstehen.
Habe ich das so richtig verstanden?
Grüße,
Pit, der gerne dazu lernt.
M. Ferchaud
Beiträge: 1834
Registriert: Mi 13. Jan 2010, 21:45

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von M. Ferchaud »

Corbillards hat geschrieben: Di 10. Okt 2023, 18:44
Zitat M. Ferchaud:
>Die Drucküberschneidung dürfte mit der Einbaulage nichts zu tun haben…<

Das ist so nicht richtig! Eine falsch ausgerichtete Lenkung, wirkt beim Lenken
unkontrolliert auf die Lenkventile ein. Und dann hat man beim Lenken in einigen Lenkradstellungen Hartpunkte, das bedeutet, es werden beide Ventile auf einmal
betätigt.
Okay, danke für die Berichtigung.

Demzufolge wäre das Einstellen der Drucküberschneidung nach jedem Arbeitsvorgang an der Lenkung, der ein Neuausrichten erforderlich macht, obligatorisch.

Oder inwieweit und bis zu welchem Grad würden sich Abweichungen bemerkbar machen?
Immerhin ist die Reproduzierbarkeit der Ausrichtung durch fest haftenden und losen Lack sowie Rost auf den Oberflächen an Lenksäule und Ventilkopf nicht wirklich gegeben. Zumindest nicht, wenn man von Zehnteln oder gar Hundertsteln redet.
Hinzu kommt die Fertigungs(un)genauigkeit der Lehren, die es ja in unterschiedlichen Ausführungen, für unterschiedliche Referenzpunkte und ebenfalls mit verschiedenen Oberflächenzuständen gibt.
Interessant ist auch, dass die Vertikale Ausrichtung mittels Lehre eingestellt werden soll, die seitliche Fluchtung hingegen lediglich über ein grobes Maß bzw. über relativ grobe Rillen definiert wird.
Da ergibt sich schnell eine Abweichung von mehreren Grad.

Ich vermute, Citroën hat hier einen insbesondere für Werkstätten realistischen Kompromiss zwischen Präzision und Maßtoleranz festgelegt.
Dies könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass neben der vorschriftsmäßigen Verwendung von Lehre und der Einhaltung der Maßvorgaben ein „Herantasten“ an den Idealzustand zielführend sein könnte.

Oder wie sieht Eure Meinung bzw. Erfahrung aus?

Immerhin klagt gefühlt das Gros der D-Modellfahrer über mäßige bis schlechte Servounterstützung…
Robert
Club-Mitglied
Beiträge: 3381
Registriert: Mo 31. Jan 2005, 00:41

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Robert »

M. Ferchaud hat geschrieben: Di 10. Okt 2023, 19:54 Demzufolge wäre das Einstellen der Drucküberschneidung nach jedem Arbeitsvorgang an der Lenkung, der ein Neuausrichten erforderlich macht, obligatorisch.
Nein. Es gibt nur eine richtige Ausrichtung der Lenkung, und die ist, dass, von der Seite gesehen, die Mitte der Lenksäule auf die Mitte des Lenkzylinders/rohrs trifft und von oben gesehen, ein Winkel von 90° von Lenksäule zu Lenkung besteht. (ersteres wird mit dem Spezialwerkzeug bzw. der Fühlerlehre, letzteres durch das vorgegebene Mass von glaube ich 122,5 mm erreicht) Nur bei dieser Ausrichtung bleibt die Drucküberschneidung in jeder Lenkradstellung konstant. Deshalb funktioniert die auf einem korrekt eingestellten Prüfstand ermittelte Drucküberschneidung auch nach einem korrekten Einbau der Lenkung.
Die beklagte mässige Servounterstützung ist der werksseitigen Unterdimensionierung geschuldet. Die Grundkonstruktion der Lenkung ist ja von zahlreichen anderen Herstellern übernommen worden und wurde schon beim SM so angepasst, dass Lenken im Stand kein Problem mehr ist. Unter sehr günstigen Umständen (gute Lenkung, neue Bauart ab 67, hoher Systemdruck, schmale Reifen) ist aber ein "Lenkerlebnis" erreichbar, das an Autos der 80er/90er fast herankommt. Fast.

Viele Grüsse,
Robert
'59 DS 19/'66 ID 19/'68 DS 21 Pallas/'71 SM in Arbeit/'84 Renault R4F6 in Arbeit/'96 Saab 900 CV/'98 BMW 1100 GS
Corbillards
Club-Mitglied
Beiträge: 210
Registriert: Di 31. Jul 2007, 20:06

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Corbillards »

Ja Pit,
das hast Du richtig verstanden! Zur Veranschaulichung habe ich einmal
etwas gemalt.
Fehleinstellung Lenkung.jpg
Da der Lenkkopf bei Geradeausfahrt ja nicht, wie auf der Zeichnung, parallel zur
Lenkung steht, sondern irgendwo auf der Kreisbahn, hat man beim Lenken
nur Hartpunkte, wenn das Lenkventil welches jetzt arbeiten soll, durch das zweite
Lenkventil, welches durch die Fehlstellung der Gabel betätigt wird.

Den Versatz der Lenksäule zu Längsachse des Fahrzeuges, kann man ignorieren,
Wenn man sich an das Maß im Reparaturhandbuch hält, da das obere Lager des Lenkrades mindestens einen Meter von der Lenkung entfernt ist.

Von Dir Robert, möchte ich gern wissen, wie Du die Einbauposition einer Lenkung
mit der Fühlerlehre findest? Denn das erschließt sich mir nicht.

So gehe jetzt auch schlafen, habe zu lange an der Zeichnung gesessen!

Gruß Georg
Mach es fertig, bevor es dich fertig macht!
M. Ferchaud
Beiträge: 1834
Registriert: Mi 13. Jan 2010, 21:45

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von M. Ferchaud »

Robert hat geschrieben: Di 10. Okt 2023, 23:38
M. Ferchaud hat geschrieben: Di 10. Okt 2023, 19:54 Demzufolge wäre das Einstellen der Drucküberschneidung nach jedem Arbeitsvorgang an der Lenkung, der ein Neuausrichten erforderlich macht, obligatorisch.
Nein. Es gibt nur eine richtige Ausrichtung der Lenkung, und die ist, dass, von der Seite gesehen, die Mitte der Lenksäule auf die Mitte des Lenkzylinders/rohrs trifft und von oben gesehen, ein Winkel von 90° von Lenksäule zu Lenkung besteht. (ersteres wird mit dem Spezialwerkzeug bzw. der Fühlerlehre, letzteres durch das vorgegebene Mass von glaube ich 122,5 mm erreicht) Nur bei dieser Ausrichtung bleibt die Drucküberschneidung in jeder Lenkradstellung konstant. Deshalb funktioniert die auf einem korrekt eingestellten Prüfstand ermittelte Drucküberschneidung auch nach einem korrekten Einbau der Lenkung.
Soweit die Theorie - schon klar. Der geschilderte Idealfall wird allerdings durch die von mir beschriebenen Parameter beeinflusst. Darauf bist Du in Deinen Ausführungen allerdings nicht eingegangen.
hy1600
Beiträge: 325
Registriert: So 2. Nov 2008, 14:17

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von hy1600 »

mit "viele" habe ich die gemein, die die Funktion der Lenkung nicht verstanden habe und keinen hier hier direkt.
Petermann hatte den mittleren Auflagepunkt durch eine Messuhr ersetzt.
Ich hatte damals di Lenkung raus und per Auge wider eingebaut (nach Dreck) und er fragte mich nach der Funktion, war wie vorher. War damals frisch bei der DS.

Da gehen welche wie Butter mit zwei Fingern und andere nur mäßig.

Ein Fuss für Gas oder Bremse, eine Hand zum Lenken und Schalten (und Blinker), aber gut.
Pit
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 17. Jan 2003, 18:39

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Pit »

Hallo Georg,
schön, dass wir uns einig sind.
Mit Knick schwankt also der Wert der Drucküberschneidung um den Wert bei "gerader" Einstellung. Der Wert der geraden Einstellung wird dabei dann erreicht, wenn die "Gabel" senkrecht steht.
Daraus folgt, dass ein Knick nicht durch eine andere Einstellung der Ventile kompensiert werden kann. Höchstens für eine bestimmte Stellung.

Bei richtiger Einstellung müssen die mit den Pfeilen markierten Spalte gleich groß sein. Das lässt sich mit einer Fühlerlehre überprüfen.
Grüße,
Pit
Lenkventile Spalte.jpg
Pit
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 17. Jan 2003, 18:39

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Pit »

Hallo Georg,
ich habe sowohl meine Lehre als auch die Einbaulage meiner Lenkung überprüft und für in Ordnung befunden. Bei der Lehre habe ich auch die Lackstärke auf der Lenksäule berücksichtigt ;) .
Grüße,
Pit
Pit
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 17. Jan 2003, 18:39

Re: Drucküberschneidung

Beitrag von Pit »

Noch eine Abschätzung:
Eine seitliche Verschiebung der Lenkung um ca. 5mm ( das ist ja die angebene Toleranz von +-2,5mm) bewirkt ungefähr eine Spaltänderung von 0,1mm.
Das heißt ein Unterschied der Spaltmaße von ca. 0,2mm ist noch zulässig. Das läßt sich gut messen und ist auch mit bloßem Auge erkennbar.
Ich habe dazu einen Abstand von 800mm zwischen Lenkung und Lager der Lenksäule und 17mm für den Abstand des Lenkventils von der Lenksäulenachse angenommen.
Grüße,
Pit
Antworten